Presse 2011

Dresdner Neueste Nachrichten, 25.10.2011

Tod und Vergänglichkeit

Kammerchor Pesterwitz sang in der Kreuzkirche

Drei Zeitgenossen, die den dreißigjährigen Krieg durchleiden mussten – Samuel Scheidt, Johann Hermann Schein und Heinrich Schütz -, bestimmten den musikalischen Charakter der Vesper zum 18. Sonntag nach Trinitatis in der Kreuzkirche, wobei Schütz und seine 1636 komponierten „Musikalischen Exequien“ der Hauptteil zukam. Am Rande von Dresden, in Pesterwitz, ist seit 1999 unter Leitung von Anne Horenburg ein exzellenter Kammerchor herangewachsen, der ein homogenes Klangbild von kristalliner Durchsichtigkeit, gestalterische Kraft und Intonationssicherheit aufweist. Dass man sich dabei auf weniger spektakuläre Chorliteratur konzentriert, ist ein zusätzliches Plus. Die „Musikalischen Exequien“ erhielten hier bekenntnishaften Ausdruck, gestalterische Glaubwürdigkeit.

Schütz’ Anliegen, deutsche, also lutherische, Bibeltexte plastisch mit musikalischen Mitteln zu erfüllen, lag in besten Händen. Organisch verschmolzen die Stimmen der vorzüglichen Solisten – Birte Kulawik, Marie Luise Werneburg, Martin Schreyer, Clemens Volkmar, Ingolf Seidel und Friedemann Klos – mit dem klangschön agierenden Chor. Zum Höhepunkt avancierte der dunkle, fünfstimmige Chorsatz auf die Worte des alten Simeons nach der Begegnung mit dem Jesuskind „Herr, nun lässest du deinen Diener in Friede fahren“, zu dem das intime Terzett der Seraphim und der erlösten Seele (Werneburg, Kulawik, Seidel) auf der Empore postiert in denkbar feinen Kontrast stand.

Sorgfältig und stimmlich makellos nahm sich der Chor auch zweier ergänzender Sätze an: der geistlichen Madrigale „Lehre uns bedenken“ und „Ich bin die Wurzel des Geschlechtes David“ aus Scheins 1623 erschienenem „Israelsbrünnlein“. Bei all dem erwiesen sich Christine Hesse (Continuo-Orgel), Magnus Anderson (Laute) und Diethard Krause (Gambe) als sehr überzeugende Mitstreiter.

Und auch der Orgelbeitrag, Scheidts Cantio sacra „Warum betrübst du dich mein Herz“, von Kreuzorganist Holger Gehring in sensiblen Farben ausgeleuchtet, passte bestens ins Konzept dieser Vesper. (M. Hanns)