Presse 2012

Dresdner Neueste Nachrichten, 27.12.2012

Noch einmal

Konzert des Kammerchores Pesterwitz und der Dresdner Kapellsolisten in der Jacobuskirche
Irgendwie konnte man die gut hörbare Bemerkung des kleinen Mädchens „noch mal…“ in die Stille nach der reich figurierten „Osanna“-Fuge gut verstehen und sich dieser Meinung voll Überzeugung anschließen. Denn der Kammerchor Pesterwitz unter der Leitung von Anne Horenburg vollbrachte in seiner Auseinandersetzung mit Mozarts Messen-Torso in c-Moll (KV 427) eine wirklich gute Leistung, Dem Chor ist ein schöner, federnder Klang zu bescheinigen, sinnfälliges, klangliches und dynamisches Differenzierungsvermögen und Begeisterung für Mozart. Sicher – am Anfang störten die zur Schärfe neigenden Chorsoprane etwas. Das gab sich aber bald. Und so nahm in stimmlicher Homogenität und ordentlicher Intonation eine beeindruckende Mozart-Aufführung ihren Lauf, wobei man dem in diesem Werk sehr persönliche Kompositionsstil Mozarts voll gerecht wurde – faszinierend die Klangpracht des Gloria, die präzisen Akzente im machtvollen „Qui tollis“, die auf den Punkt getroffene. ausdrucksstarke Fuge „Cum Sancto Spiritu“.

Aus heutiger Sicht ungleich verteilte Mozart die Wichtung beim Soloquartett – beide Herren (Falk Hoffmann und Ingolf Seidel) haben nur kurze Einsätze. Da aber bei der Uraufführung 1783 in Salzburgs St. Peter Mozarts frisch angetraute Gattin Konstanze den Sopranpart sang. ist die „Bevorzugung“ dieser Stimmlage in der Messe nachvollziehbar. Christina Roterberg tummelte sich souverän in den Koloraturen des „Laudamus te“. Wie immer erwies sich Jana Reiner als sichere, stimmliche und gestalterische Bank. Der schönste Moment der ganzen Aufführung kam, als sie in trauter Harmonie mit den wundervollen Holzbläsern der Dresdner Kapellsolisten (Kury, Krauß, Schirlitz) innig und berührend das „Et incarnatus est“ sang.

Die Dresdner Kapellsolisten fungierten als geschmeidig und feinsinnig agierende, orchestrale Partner – unverzichtbar im Gesamtkonzept der Wiedergabe. Und auch ihre so sensibel ausgeleuchtete, kontrastreiche Interpretation von Corellis Concerto grosso op. 6 Nr. 8, dem Weihnachtskonzert, was natürlich am 4. Advent nicht fehlen durfte, gab dem Konzert in Pesterwitz Glanz und Klangschönheit. (M. Hanns)